MODE TRIFFT KUNST
FLEMMARD BRINGS ART TO PEOLPE THROUGH FASHION
Das hat uns interessiert. Deshalb haben wir uns das Hamburger Fashionlabel etwas genauer angeschaut und uns von Gründer Kilian von Berlichingen erklären lassen, wie und vor allem warum Mode und Kunst bei ihm gemeinsame Wege gehen.
Du hast mit 17 Jahren Dein erstes Kunstwerk gekauft, das ist ja schon etwas ungewöhnlich…
Meine Eltern sind sehr kunstinteressiert und nahmen mich deshalb wahrscheinlich öfter in Museen mit als andere Kinder. Nach meinem Abitur – im Alter von 17 Jahren – habe ich ein paar Monate in Dubai verbracht und dort ein Praktikum in einem privaten Museum gemacht. Als Erinnerung an diese Zeit, habe ich mir dann auf der Art Dubai ein Kunstwerk gekauft – so fing alles an.
Der Beginn einer Sammler-Karriere?
Ich habe mir seitdem ein paar Kunstwerke gekauft – ich würde mich jetzt aber nicht als Sammler bezeichnen. Da ich als Kind bereits angefangen habe, habe ich immer nur das gekauft, was zu mir passt und meiner Meinung nach gut aussieht. Sozialer Aufstieg und Kunstinvestment waren nie in meinem Interesse. Diese paar Kunstwerke hängen bei mir zuhause. Sobald ich eine Stadt besuche, klappere ich immer ein paar Galerien und Ausstellungen ab.
Unter Eurem Schriftzug steht auf Arabisch das Wort ‚Paris‘ – warum gerade Paris?
Ich selbst bin Halbfranzose und habe die Französische Schule in Hamburg besucht. Die Idee für Flemmard ist in Paris entstanden und Paris ist für mich, mit den vielen Museen und deren Geschichte, die kulturelle Hauptstadt Europas.
Und warum gerade Arabisch?
Weil ich Kunst aus der ganzen Welt einbeziehen möchte – dazu gehören auch andere Kulturen. Deshalb habe ich auch eine kulturell andere Schrift ausgewählt. Hinzu kommt der provokative Aspekt, der ja auch oft von Künstlern genutzt wird.
Ok, die Leidenschaft für Kunst hätten wir geklärt – woher kommt jetzt die Motivation, ein Modelabel zu gründen?
Da nur wenige junge Leute diese Passion für Kunst und Kultur teilen, habe ich mich dazu entschlossen, meine Generation durch das Medium Fashion zu erreichen, um Kunstwissen zu vermitteln.
Ein zweiter Motivationsgrund ist, dass der Kunstmarkt sehr verschlossen und elitär ist. Es ist vor allem die Upperclass, die Vernissagen besucht, Kunstwerke kauft und sich mit diesen auseinandersetzt. Diese kleine, elitäre Gruppe hat wenig Interesse daran, dass neue Leute hinzukommen. Diese zwei Barrieren versuchen wir durch Fashion zu durchbrechen. Denn Fashion ist als Medium viel zugänglicher als der Kunstmarkt.
ES IST VOR ALLEM DIE UPPERCLASS, DIE VERNISSAGEN BESUCHT.
Wie kommen wir jetzt von der Kunst zum T-Shirt?
Jeden Monat wird ein Modeprodukt gelauncht, um den Sammlerinstinkt bei den Kunden zu wecken. Jedes neue Produkt trägt dann auch den Titel Edition 1, Edition 2, usw., sodass man sich eine kleine Sammlung an Flemmard Produkten aufbauen kann. Es gibt bis dato viele Kunden, die sich jedes T-Shirt gekauft haben. Bei jedem Kleidungsstück, das wir verschicken, erhalten die Kunden ein ‚Certificate of Provenance‘. Genauso wie wenn man ein Kunstwerk kauft, erhalten unsere Kunden eine Art Zertifikat mit einer kleinen Biografie über den Künstler und eine Analyse über das Kunstwerk, sodass man tatsächlich auch etwas lernt und Kunst nicht nur ein stilistisch cooles Attribut zu einem T-Shirt bleibt. Meiner Erfahrung nach liest sich auch jeder die Information durch. Die Meisten behalten das Zertifikat oder hängen es sogar auf.
Was für eine Art Unternehmen ist Flemmard demnach eigentlich im Kern?
Wir sind ein Fashion Label, aber ich selbst sehe unsere Streetwear-Mode als Brücke, um Leute in die Kunstwelt einzuführen und ihr Kunstinteresse zu wecken.
Als Fashion Label – ist der klassische Modemarkt ein Konzept für Euch?
Wir sind wie ein klassisches Fashion Label aufgebaut. Wir arbeiten an allen Fronten, um unsere Modeprodukte über unsere eigene Website, Instagram, Galerien oder zum Beispiel Streetwear-Läden in Berlin-Mitte oder Kreuzberg an die Leute zu bringen.
Wie wichtig ist Euch die Message, die hinter Flemmard steckt? Bekommt Ihr die wirklich jedes mal an den Mann?
Auch weniger Kunstinteressierte würden unsere Mode kaufen, da wir ein hochwertiges, cooles Produkt mit guter Passform anbieten. Uns stört es überhaupt nicht, wenn auch diese Leute unsere Editionen kaufen. Wenn es das minimalistische Design oder der urbane Lifestyle ist, der sie bereits anspricht, beschäftigen sie sich dann trotzdem doch mit Kunst – auf lange Sicht. Da sie oft auf die Prints angesprochen werden, können die T-Shirt-Träger ihr Wissen ja dann weitergeben.
Welche Kunst schafft es bei Euch aufs Shirt?
Wir nehmen jede Art von Kunst auf. Ob es ein Bild, ein Foto oder eine Skulptur ist, wir möchten ein möglichst facettenreiches Wissen aus jeder Kunstrichtung und -epoche vermitteln.
ES FEHLT EHER DER KUNSTWELT AN SEELE, ALS DER MODEWELT
Wo produziert Ihr?
In Spanien.
Wie kommt Ihr denn eigentlich an das Kunstwerk?
Unser Team an Art Experts arbeitet eng mit Galerien zusammen und sucht hierbei verschiedene Kunstwerke aus. Da die bisherigen Künstler länger als siebzig Jahre tot sind, gehört deren Kunst zum kulturellen Allgemeingut.
Ziel ist es jedoch auch, zeitgenössische Künstler auf unsere Produkte zu bringen und ihnen somit eine Plattform anbieten zu können, um ihre Kunst jüngeren Leuten näher zu bringen. Wir arbeiten bereits mit der Galerie Roschlaub in Hamburg eng zusammen. Dort werden unsere T-Shirts verkauft und wir beschäftigen uns gerade auch mit weiteren Kooperationen.
Findest Du, dass es der Modewelt an Seele fehlt?
Ich finde eher, dass es der Kunstwelt als der Modewelt an Seele fehlt. Zum einen wegen dem Verschlossenen, sehr Elitären. Zum anderen ist es so, dass man in der Kunst nicht mehr nur das Schöne, Ästhetische sieht, sondern auch den sozialen Aufstieg. Hinzu gesellt sich das Problem des Kunstinvestments – über dieses Thema habe ich übrigens meine Bachelorarbeit geschrieben. Es wird halt ein ‚Gerhard Richter‘ gekauft, weil es ein ‚Gerhard Richter‘ ist und nicht, weil man sich mit dem Künstler und dem eigentlichen Bild auseinandergesetzt hat.
Lass‘ uns einmal in Eure nähere Zukunft blicken…
Wir launchen in den nächsten Monaten verschiedene neue Produkte – wie zum Beispiel Hoodies und Sweatshirts. Dabei gibt es jeden Monat nur ein neues Piece, wir verheimlichen bis zum letzten Moment, was es sein wird. Über unsere sozialen Kanäle promoten wir dann den Launch.